Biografisches zu: Zar Nikolaj II. Alexandrowitsch
Name: | Zar Nikolaj II. Alexandrowitsch |
Geboren: | 18.5.1868 in Zarskoje Selo, St. Petersburg |
Gestorben: | 16.7.1918 in Jekaterinburg (ermordet) |
Biographie:
letzter Zar aus der Dynastie Romanow-Gottorf und
Urenkel von Zar Nikolaj I. Pawlowitsch. Seit 1894 mit
Alexandra Fjodorowna, Tochter des Großherzogs
Ludwig IV. von Hessen-Darmstadt. Nikolaj führte
innenpolitisch zunächst das autokratische Regiment seines Vaters
Alexander III. fort, ohne die sozialen und politischen
Konsequenzen aus der von S. J. Witte betriebenen
Industriealisierungspolitik zu ziehen. Allerdings veranlaßte ihn die
Revolution von 1905, gegen eigene Überzeugungen im Oktobermanifest vom
30.10.1905 wesentliche Grundrechte, das allgemeine Wahlrecht und die
Schaffung einer gesetzgebenden Volksvertretung („Duma“) zu
gewähren. Jedoch sorgte er durch den sogenannten Staatsstreich vom
3.6.1907 (Dumaauflösung, neues Wahlrecht) für eine konservative
Mehrheit in der Duma.
Auf seine persönliche Initiative wurde
1898/99 die erste Haager Friedenskonferenz einberufen. Im übrigen
folgte er den von seinen Außenministern empfohlenen traditionellen
Zielen der russischen Außenpolitik, die 1914 für die Erhaltung des
russischen Einflusses auf dem Balkan auch den Krieg riskierte. Gegen
den Rat der Minister übernahm Nikolaj im Ersten Weltkrieg 1915 als
Höchstkommandierender den Oberbefehl (mit General
M. W. Aleksejew als Stabschef). Im Hauptquartier ohne
Kenntnis der Lage im Inneren, abhängig von unverantwortlichen und
z.T. unfähigen Ministern, konnte Nikolaj die Zerrüttung des Verkehrs-
und Versorgungswesens nicht aufhalten und dankte angesichts des
Revolutionsausbruchs auf Druck der Generalität am 15.3.1917 ab. Er
wurde zunächst interniert, als Großbritannien ihm das Asyl verweigerte
nach Sibirien verbannt und unter bolschewistischer Herrschaft zusammen
mit der Kaiserin, dem 14jährigen Thronfolger und den vier Töchtern –
kurz vor der Besetzung Jekaterinenburgs durch antibolschewistische
Truppen – ermordet.
Quellenangabe: Brockhaus Enzyklopädie