Fw: Fangeschichten

Kai-Uwe Ekrutt ekrutt at planet-interkom.de
Don Jul 29 00:21:27 CEST 2004


Hallo Liste, hallo Christian,

vielen Dank für die konstruktive Kritik und für die ausführliche Auflistung
der Ungereimtheiten, die dir beim Lesen aufgefallen sind. Ich hätte mir
gewünscht, daß solche Fehler schon vorher entdeckt worden wären, da
ich diese "erste unkorrigierte Fassung" schon vor etwa zwei Monaten an
Stephan übergeben hatte (eben auch zur Prüfung des Inhalts). Die detailliert
aufgeführten Punkte von dir sind zumindenstens die ersten, die mich bisher
erreicht haben. Das ist aber nicht so tragisch (vielleicht sogar der
effektivere Weg), da die kritische Durchmusterung des Textes durch die
Fan-Gemeinde wohl zu der optimalsten Prüfung führen wird.
Einige Stellungnahmen zu den erwähnten Punkten möchte ich dennoch abgeben.

*
Was den "Pflaumenkuchen" angeht, so war ich hinsichtlich der Jahreszeit mit
völliger Blindheit geschlagen. Da wird der Hatch leider nur einen
Streuselkuchen oder ein paar Kekse genießen können.
*
Baumpollen:
Aus der Reihe "Spektrum der Wissenschaft" gibt es ein Buch über "Allergien"
von Robert Davies und Susan Ollier, in dem ein Histogramm über die
jahreszeitlich auftretenden Fälle von Rhinitis in Großbritannien dargestellt
ist, wobei die Baumpollen in den Monaten April bis Mai mit "häufig"
angegeben werden.
Ansonsten wird an anderer Stelle geschrieben: "Wenn im Frühjahr die
Bäume ausschlagen, bilden sie meist gleichzeitig auch die Blüten und somit
Pollen.
Aber vielleicht trifft es ja zu, daß die Baumblüte in Prag (im Frühling)
nicht vorkommt bzw. erst später???
*
Tschechischer Aufstand:
Aus einem Artikel vom 09.12.1897 "Standrecht in Prag" habe ich Folgendes
entnommen: "... kommt es am 29. November 1897 zu Demonstartionen der
tschechischen Bevölkerung zur Geltendmachung ihrer nationalen Rechte
gegenüber der privilegierten deutschen Minderheit."
"... vor der Wohnung des Bürgermeisters fanden enthusiastische czechische
Kundgebungen statt, denen in den Abendstunden das Steinbombardement auf das
Deutsche Casino ... folgte."
Ich beziehe mich im Fall auf diese reale Begebenheit.
*
Dvoráks Tanz Nr 8 ist g-moll, G minor ist Englisch.
Diese Aussage ist korrekt.
*
Abspielgerät für eine Edison Walze:
In einem Brockhaus von 1894 kann ich entnehmen, daß unter Graphophon
geschrieben steht, daß die Walze eines Phonographen durch einen Elektromotor
in gleichmäßigen Umlauf gesetzt wird.
Elektromotoren muß es also auch schon 10 Jahre vor dem Fall für derartige
Anwendungen gegeben haben. Ich stimme zu, daß die kurbelbetriebenen Geräte
vorherrschend gewesen sind, aber komfortablere Ausstattungen sind nicht
gänzlich auszuschließen.
*
Stimmen vom Abspielgerät:
Auch hier trifft es zu, daß man eigentlich eine Stimmenaufnahme von einer
wirklichen Stimme unterscheiden sollte. Aber in Anbetracht der Situation, in
welcher die Opfer vielmehr mit ihren brennenden Schmerzen im Gesicht
abgelenkt waren, scheint es mir eher plausibel, daß man weniger aufmerksam
dem Wortlaut gelauscht hat.
*
Cluster:
Bei diesem Wort habe ich auch einmal überlegt, ob ich es ersetzen sollte.
Ich habe es aber trotzdem erstmal beibehalten. Wenn allerdings auch im
Englischen der Begriff "Cluster" zu dieser Zeit noch nicht salonfähig war,
dann gehört sich das korrigiert. Hier bin ich momentan überfragt. Vielleicht
weiß ja jemand aus der Liste, wann "Cluster" etymologisch Einzug ins
Englische fand?


Die Sprache/den Ausdruck/die Grammatik betreffend ist mir klar, daß es hier
viel zu beanstanden gibt. Auch das habe ich Stephan in dieser Form
mitgeteilt, daß ich eben nicht der schreibenden Zunft angehöre. Ich kann
eben nur in dem bescheidenen Rahmen meine Ideen anbieten und muß dann
abwarten, ob man etwas damit anfangen kann oder verwirft. Vielleicht kann
ich aber dadurch den Einen oden Anderen (der vielen kreativen Köpfe) dieser
Liste überzeugen, sich selber als Autor für einen neuen Fall zu begeistern.
Da gibt es bestimmt ein großes Potential. - Auf, auf, meine Damen und
Herren!-
Wenn einer wie ich schon etwas aufs Papier bekommt, dann bin ich sicher, daß
viele Fans der PVD-Gemeinde das erst recht hinbekommen würden.

Abschließend noch ein Punkt von mir, den ich schon im Vorwege erwähnen werde
bevor er evtl. zur Sprache kommt. Bei der Überfahrt des Japaners nach Europa
handelt es sich um einen sehr engen Zeitraum. Auch hier habe ich mir die
Schifffahrtsrouten im Brockhaus von 1894 angesehen, die eine theoretische
Anreise in dieser kurzen Zeit nicht "unmöglich" erscheinen läßt.

Ich hoffe auf weitere konstruktive Beiträge und bedanke mich nochmals bei
Christian Karbacher für seine überaus schnelle Reaktion zum Text.

Tschau!
Kai-Uwe Ekrutt



----- Original Message ----- 
From: <Christian.Karbacher at temic.com>
To: <vandusen at vandusen.de>; <van-dusen-liste at astro.physik.tu-berlin.de>
Sent: Wednesday, July 28, 2004 1:55 PM
Subject: AW: Fangeschichten


>
>
>
>
> Hallo Stephan, hallo Liste,
>
> zwischenzeitlich habe ich auch die Fangeschichte "Affäre Capsicum"
gelesen.
> Im großen und ganzen finde ich, es ist eine schöne, malerisch geschriebene
> Geschichte, die sich ausbauen ließe. So wie sie ist, kann man sie mit den
> Geschichten von Michael Koser leider nicht vergleichen, enthält sie doch
> die eine oder andere Ungereimtheit, z.B:
> - Die Geschichte spielt im April 1904. In dieser Zeit blühen in Prag noch
> keine Bäume.
> - Genausowenig gab es damals im Frühling frische Pflaumen in Prag.
> - Ein Abspielgerät für eine Edison Walze wird mit Sicherheit nicht von
> einem Elektromotor angetrieben und der Ton aus einem solchen Abspielgerät
> ist mit wirklichen Stimmen nicht zu verwechseln. Wäre das Abspielgerät
> kurzzeitig mit einem geeigneten Elektromotor versehen worden, dann wären
> auch davon Spuren zu finden gewesen.
> - Weiterhin musste man bei den Abspielgeräten aus dieser Zeit fortwährend
> kurbeln und hätte daher doch wieder im Raum bleiben müssen.
> - Die Tonart aus Dvoráks Tanz Nr 8 ist g-moll, G minor ist Englisch.
> - Die Aufstände der radikalen Tschechen endeten 1848, sie konnten also
> nicht 20 Jahre vor dem Fall stattgefunden haben.
> - Viele, viele Unzulänglichkeiten in der Sprache, welche einem Michael
> Koser nie wiederfahren wären, da es sich dabei um Fehler handelt, die erst
> in den letzten Jahren immer wieder begangen werden, wie zum Beispiel "Sinn
> machen" oder ein Apostroph vor dem Mehrzahl S oder Genitiv S. Auch
> Englische Ausdrücke wie z.B. "Cluster" hätte in der damaligen Zeit sicher
> keiner verwendet.
>
> Alles in allem würde ich die Folge mit "gut" bewerten, wobei ich es dem
> Autor auch hoch anrechne, dass er sich soviel Mühe gemacht hat. Immerhin
> muss man auch bedenken, dass der große Michael Koser bezüglich Technik
auch
> schon zuweilen an den Haaren herbeigezogene Fakten zu Grunde legt.
>
> danke und tschüß,
> Christian Karbacher
>
>
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