Weltverbesserer
Bernd Neuner
bn at eduart.com
Mon Mai 15 09:54:33 CEST 2000
At 17:33 Uhr +0200 14.05.2000, Peter Eck wrote:
>Gut und böse sind extrem von der Sichtweise des einzelnen abhängig. Die
>Geschichte lehrt uns, das sich auch die meisten Herrscher und Kriegführer
>als 'gut' gesehen haben. Oft kämpften sich so 'die Guten' auf verschiedenen
>Seiten nieder, wo sie doch beide nur 'das Beste' wollten. Doch wenn man das
>erkennt, wer ist dann Böse?
Au weia, das kann man wohl so nicht stehen lassen, auch wenn es fast
schon off topic ist. Weil "Böse" behaupten, nur "Gutes" zu wollen,
deswegen gibt es kein Gut und Böse mehr? Verquere Argumentation. Auch
wenn es schwer ist, gut und böse auseinanderzuhalten, zumal weil
viele Kausalzusammenhänge nicht mehr klar erkennbar sind, sollte man
es sich nicht so einfach machen.
Allgemeiner Konsens scheint mir noch der Humanismus zu sein, und aus
ihm kann man klar gut und böse ableiten.
IMHO treibt Koser in "Jonas" viele jetztige Entwicklungen auf die
Spitze - eine sehr gut gemacht Form der Gesellschaftskritik.
Jonas ist genausowenig wie die Figuren Chandlers oder Hammetts ein
Weltverbesserer. Er verkörpert dennoch das "Gute" in der Serie, weil
er sich fast immer "menschenfreundlich" verhält, ohne zum radikalen
Revolutionär zu werden. Er tut ein bisschen was gegen die schlimmsten
Auswüchse, leidet aber im Grund unter den Umständen und hat sich
einen Zweck-Zynismus zugelegt. Wie ich finde, eine sehr authentische
Figur.
Bernd
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