Über quantisierte Pferde und andere Dreckeffekte

Gernot Samhammer gs at platform.de
Die Apr 16 19:58:03 CEST 2002


Hallo Frank,

ich stimme Dir völlig zu, was die grundsätzliche Feststellung angeht (siehe
auch meine Mail an Stephan):


>Ich glaube wir sind eigentlich einer meinung.
>...
>ein schlecht aufgenommenes Stueck - egal in welchem Format
>ist schlecht.

Meine Rede seit 1875   :-)))))

Doch bereits Deine nächste Aussage ist nicht ganz haltbar:

>Und - grins - da gibt es keinen Unterschied zwischen schlechtem mp3 und
>schlechtem CD und schlechtem Plattenformat.

Vielleicht nicht in der mentalen Auswirkung (wobei die von Hörer zu Hörer
sehr verschieden ausfällt), aber sehr wohl in der technischen Ursache wie
auch in der daraus folgenden Art der Klang-Verschlechterung!


Nicht richtig liegst Du aber mit Deinen Behauptungen zur "Kompression":

>Vergesst das. Sogar auf euren Schallplatten ist der Ton "komprimiert", also
>umgewandelt.

Nein. Kompression hat rein gar nichts mit Umwandlung zu tun!

Wie die Bezeichnung "analog" schon andeutet, entsprechen die so
aufgezeichneten Schwingungen möglichst exakt dem zugrundeliegenden
Schallereignis (zeitlicher Verlauf), wenngleich sie natürlich dann anderer
physikalischer Natur sind.


>Auf CD ist er komprimiert - aus dem Radio kommt der ton auch komprimiert.

CDs sind z.B. linear quantisiert (mit 16 bit bei einer Abtastrate von 44,1
kHz) und daher sozusagen das Gegenteil von komprimiert.


>AUCH beim analogen Dampfradio. Und im Kino. Und auf der DVD auch  - und das
>gilt komischerweise als HighQuality.

Vielleicht meinst Du "begrenzt", z.B. im Sinne von dynamikbegrenzt oder
bandbreitenbegrenzt.
Das würde zutreffen. Aber das trifft eben auch auf das menschliche Gehör zu.

Mit dem hier von Vielen (vielleicht etwas zu sorglos) benutzen Begriff
"komprimiert" ist stattdessen DATENREDUZIERT gemeint!
Was bedeutet, daß bei der (digitalen) Aufzeichnung bestimmte Anteile des
Schallereignisses, die ursprünglich sehr wohl vorhanden sind (und für sich
allein auch klar hörbar wären), bewußt weggelassen werden, um Speicherplatz
bzw. Übertragungsbandbreite zu sparen.
Hierbei macht man sich den sog. Verdeckungseffekt zunutze, der darin
besteht, daß unser Gehör bei GLEICHZEITIGER Anwesenheit von anderen,
lauteren Tönen, jene Anteile nicht mehr alle wahrnehmen kann.

Und die verschiedenen "Kompressions-" (eigentlich: Audio-Datenreduktions-)
Verfahren unterscheiden sich hierbei eben ganz gewaltig, was nicht zuletzt
daran liegt, daß es gar keine feste Abgrenzung gibt, wie weit der
Verdeckungseffekt geht.


>Das "Argument" Komprimiert ist also einfach Unfug und zu vergessen.


Überdenke diesen Deinen Satz bitte nochmals unter Berücksichtigung des oben
gesagten...
Hilfsweise solltest Du ihn vergessen.


>Die Frage ist nicht eine Frage von analog oder digital sondern eine Frage -
>der Phantasie!!!

Womit wir wieder beim Hörspiel wären!   <freu>



Nur noch eins (weil Du etwas die fachliche Kiste aufgemacht hast):

>Ich sage dir - es ist völlig egal ob ich ein 48khz pferd oder ein
>44.1 khz Pferd reiten lasse :-))

Und ich sage Dir, dies gilt nur solange, wie Dein Pferd nicht schneller als
mit höchstens gut 22 kHz unterwegs ist, sonst wäre es ganz schnell weg vom
Acker!!!  ;-))))))))
(Shannon läßt grüßen)


Nix für Ungut, aber ich hatte den Eindruck, daß es angebracht war, der
Verwirrung Einhalt zu gebieten.
Ich entschuldige mich auch gleich vorsichtshalber bei allen, denen meine
Anmerkungen zu technisch oder im Gegenteil nicht präzise genug sein sollten.
Mein Bestreben war es, die Sache in erträglicher Länge halbwegs
allgemeinverständlich, aber doch auch sachlich möglichst korrekt
darzustellen.


Schöne Grüße aus Mittelfranken,

Gernot Samhammer