Re: "Irrläufer"

Martin Eismann meismann at cretschmar.henkel.de
Don Okt 19 13:48:16 CEST 2000


Hallo !

----- Original Message -----
From: A. Kohn <a.kohn at gmx.net>
To: <van-dusen-liste at export.physik.TU-Berlin.DE>
Sent: Thursday, October 19, 2000 9:19 AM
Subject: Re: "Irrläufer"

> Nur mal interessehalber: Worum ging's bei »Der Stern der Ungeborenen«
> eigentlich?

Hier Inhalt aus den WDR-5-Webseiten:

Stern der Ungeborenen von Franz Werfel

Regie: Heinz Dieter Köhler
Produktion: WDR 1990

Es sei die Aufgabe der Dichter, "die Fabelwesen auf den Inseln zu besuchen,
die Toten im Hades und die Ungeborenen auf ihrem Stern", sagt der
griechische Geschichtsschreiber Diodor. Darauf bezieht sich Franz Werfel im
Titel seines letzten Romans. Die utopische Zeitreise führt zu den
"astromentalen" Menschen des Jahres 101 945. Die Bewohner haben einen
Prozess der Abstraktion durchgemacht, ihre Körper sind nur noch die
transparente Zustandsform des Bewusstseins. Die Technikvergötterung der
"menschenzerfressenden Zivilisation" gehört der Vergangenheit an, ebenso
jede Beschränkung durch Staats- und Klassengrenzen. In "Panopolis", der
"All-Stadt", sind die Menschen in der Lage, die Grenzen zwischen Fiktion und
Realität aufzuheben und in mentaler Transzendenz den Kosmos zu durchdringen.
Aber der Reisende durch diese Welt registriert eine Verarmung des Lebens.
Ihre Bewohner kennen weder Leid, noch das Glück der Freiheit, es mangelt an
Buntheit und Fülle.
Franz Werfel, geboren 1890 in Prag, entstammte einer jüdischen
Kaufmannsfamilie. 1933 wurde er aus der Preußischen Akademie der Dichtung
ausgeschlossen, er emigrierte über Frankreich und Spanien in die USA. Neben
seinen Romanen umfasst das Gesamtwerk auch fast 800 Gedichte und
theoretische Schriften, u.a. "Realismus und Innerlichkeit" (1931). Darin
wird, ähnlich wie in "Stern der Ungeborenen" (1946), der utopische Entwurf
von Wirklichkeit mit der pragmatisch-realistischen Sichtweise konfrontiert.
Franz Werfel starb 1945 in Beverly Hills.

Mit: Martin Benrath, Horst Bollmann, Karin Anselm, Rosemarie Fendel, Hans
Korte u.v.a.


Ciao Martin