Venustransit 2012
Vom 5. auf den 6. Juni fand das astronomische Ereigniss des Jahres 2012 statt. Der Venustransit - das Vorbeiziehen der Venus vor der Sonnenscheibe - war allerdings in Berlin nicht vollständig beobachtbar, sondern nur in den frühen Morgenstunden nach Sonnenaufgang.
Da die Wetterbedingungen es zuließen, hatte das Zentrum für Astronomie und Astrophysik (ZAA) der TU Berlin am 6. Juni den Venustransit von etwa 5:40Uhr bis zum Ende gegen 6:45Uhr live im Hörsaal EW 203 des Eugene-Wigner Gebäudes (2. Stock), Hardenbergstr. 36, übertragen. Dazu gab es Erklärungen und einen Vortrag.
Historisch gesehen war der Venustransit besonders wichtig, um den Abstand Erde-Sonne (Astronomische Einheit) zu bestimmen. Dies führte u.a. 1769 auch zur ersten Pazifikreise von James Cook, um Beobachtungsdaten über den Transit Ein- und Austritt an möglichst weit von einander entfernten Orten auf der Erde zu erhalten. Eine detaillierte Berechnungsanleitung hatte Edmond Halley 1716 veröffentlicht.
Auf Grund der 3.4° Neigung der Venusbahn gegen die Ekliptik handelt es sich um eine äußerst seltene Konstellation zwischen den Planeten Erde und Venus sowie der Sonne, bei der die untere Konjunktion der Venus in der Nähe des absteigenden Knotens stattfindet. Der nächste Venustransit findet erst in 105 Jahren, d.h. 2117, wieder statt.
- © Marc van der Sluys (Creative Commons)
Nach dem 3. Keplerschen Gesetz sind die Umlaufdauern um die Sonne von Venus (224,70(Erd-)Tage) und Erde (365,26 Tage) unterschiedlich, so dass es zu einer unteren Konjunktion (Sonne-Venus-Erde befinden sich in einer Sichtlinie) kommt, wenn die Venus auf ihrer Innenbahn die Erde überholt. Da sich beide Planeten bewegen, beträgt die synodische Umlaufzeit zwischen zwei unteren Konjunktionen 583,92 Tage. Der Grund, warum nicht bei jeder unteren Konjunktion ein Venustransit stattfindet, ist derselbe, aus dem es nicht bei jedem Neumond eine Sonnenfinsterniss gibt: die Bahn der Venus ist wie auch die Mondbahn gegen die Ekliptik geneigt. Die beiden Schnittpunkte bezeichnet man als aufsteigenden bzw. absteigenden Knoten. Wenn Knotenpassage und untere Kulmination zusammenfallen, ereignet sich ein Venustransit. Wenn man vereinfachend annimmt, dass die Bahnen von Venus und Erde kreisförmig sind, dann beträgt die Zeitdifferenz zwischen den Venustransits im absteigenden und im aufsteigenden Knoten etwa 121 Jahre. Auf Grund der elliptischen Planetenbahnen, verbunden mit den erhöhten Bahngeschwindigkeiten in Sonnennähe nach dem 2. Keplerschen Gesetz, ist der Wechsel vom absteigenden zum aufsteigenden Knoten um 16 Jahre verkürzt, so dass der nächste Venustransit am 11. Dezember 2117 eintreten wird. Der letzte Venustransit fand am 8. Juni 2004 statt!
Da der scheinbare Sonnenradius 16' misst, kann es schon zu einem Transit kommen, wenn sich die Venus in einer unteren Konjunktion nahe bei einem der beiden Bahnknoten befindet. Dann kann es zwei Transitereignisse im Abstand von 8 Jahren geben, da 5 synodische Venusumläufe (5 ⋅ 583,92 Tage = 2919,6 Tage) etwa 8 siderischen Erdperioden (8 ⋅ 365,26 Tage = 2922,08 Tage) entsprechen. Sonne Venus Erde nehmen dann nahezu die gleiche Stellung nicht nur zueinander, sondern auch relativ zu den Fixsternen ein. Allerdings wiederholt sich nach 8 Jahren nur dann ein Transit, wenn der erste so weit vom Knotendurchgang entfernt liegt, dass sich die Venus bei abermaliger unterer Konjunktion in gleicher Raumlage noch nah genug am Knoten für einen zweiten Transit befindet. Es gäbe also keinen Venustransit am 5./6. Juni 2012, wenn am 8. Juni 2004 der Transit exakt mit der Knotenpassage zusammengefallen wäre.
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Morgenstimmung
Im Hörsaal
In der Teleskop-Kuppel