<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 4.0 Transitional//EN">
<HTML><HEAD>
<META http-equiv=Content-Type content="text/html; charset=iso-8859-1">
<META content="MSHTML 5.50.4134.100" name=GENERATOR>
<STYLE></STYLE>
</HEAD>
<BODY bgColor=#ffffff>
<DIV><FONT face=Arial size=2>
<TABLE cellSpacing=0 cellPadding=5 width="100%" border=0>
<TBODY>
<TR>
<TD></TD>
<TD><I>Autor:</I></TD>
<TD><B>Thea von Harbou</B> (ede 1888)</TD></TR>
<TR>
<TD> </TD>
<TD><I>Produktion:</I></TD>
<TD>BR 2001 / s / 65 Min. <BR>Bearbeitung, Literatur / Science Fiction
</TD></TR>
<TR>
<TD> </TD>
<TD><I>Regie:</I></TD>
<TD>Bernhard Jugel </TD></TR>
<TR>
<TD> </TD>
<TD><I>Bearbeitung:</I></TD>
<TD>Michael Farin </TD></TR>
<TR>
<TD> </TD>
<TD><I>Komposition:</I></TD>
<TD>Laar, Kalle & Zeitblom, Georg </TD></TR>
<TR>
<TD> </TD>
<TD><I>Sprache:</I></TD>
<TD>Deutsch </TD></TR>
<TR>
<TD> </TD>
<TD><I>Preise/Auszeichnungen:</I></TD>
<TD>Hörspiel des Monats, Hörspiel des Jahres (ARD) </TD></TR>
<TR>
<TD vAlign=top><I>Mitwirkende: </I><BR>Erzähler: Peter Fricke<BR>Freder:
Jan Neumann<BR>Maria: Jule Ronstädt<BR>Joh Fredersen: Joachim
Höppner<BR>Fredersens Mutter: Helga Roloff<BR>Rotwang: Werner
Haindl<BR>Der Schmale: Jens Harzer<BR>Josaphat: Heiko Raulin</TD>
<TD vAlign=top colSpan=2>
<HR>
Thea von Harbous 1925 veröffentlichter Roman 'Metropolis' ist ein früher
Klassiker des Sciencefictions und seit langem vergriffen. Der Roman und
das Drehbuch zur legendären Verfilmung von Fritz Lang bilden die Grundlage
für die Radiobearbeitung, die der Autor und Filmexperte Michael Farin für
den Bayerischen Rundfunk schrieb. Eine "Menschheitssymphonie von
brausender Melodik und ehernem Rhythmus", warb die UFA 1926 bei der
Uraufführung für den Stummfilm 'Metropolis'. Die grandiose Zukunftsversion
und der Gartenlaubenkitsch der Vorlage, der Sexismus aus männlichem
Wolkenkratzer und weiblichem Aufwiegeln wird musikalisch überhöht,
kommentiert, gebrochen. Michael Farin und die Komponisten Laar/Zeitblom
bringen dieses drakonisch geordnete, "gigantische Ballett" (Luis Buñuel)
in eine moderne Unordnung, sie verwandeln den Stummfilm in einen
Klangrausch.<BR>Zum Inhalt: Während in der lichtlosen Unterstadt die
Arbeiter wie Sklaven hausen, lebt die Gesellschaft der Oberstadt in einer
Welt des Luxus. Herr über Menschen und Maschinen ist Fredersen, das "Hirn
von Metropolis". Seine Gegenspielerin ist Maria, "die Heilige der
Unterdrückten". Freder, der blonde Sohn des Herrschers, verliebt sich in
sie und folgt ihr in die Katakomben. Sein Vater bittet den Magier Rotwang,
eine "falsche Maria" zu erschaffen, einen künstlichen Menschen, der Maria
aufs Haar gleicht. Die Doppelgängerin wiegelt die Massen auf. Mit der
Zerstörung der Maschinen droht der Untergang.<BR>Harbou stellte ihrem
Roman ein Motto voran: "Dieses Buch ist kein Gegenwartsbild. Dieses Buch
ist kein Zukunftsbild. [...] Dieses Buch dient keiner Tendenz, keiner
Klasse, keiner Partei. Dieses Buch ist ein Geschehen, das sich um eine
Erkenntnis rankt: Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein."
Der letzte Satz wird im Film von der weiblichen Hauptfigur Maria
wiederholt. Harbous Aussagen riefen immer wieder starken Protest hervor.
1946 schrieb Siegfried Kracauer in seinem Standardwerk 'Von Caligari zu
Hitler': "Auf Freders Vorschlag hin reichen sich sein Vater und der
Vorarbeiter die Hand, und Maria gibt dieser symbolischen Allianz von
Arbeit und Kapital ihren Segen. [...] Tatsächlich könnte Marias Forderung,
dass das Herz zwischen Hand und Hirn vermitteln muss, auch von Goebbels
stammen."<BR><BR>Hörspiel des Jahres 2001 - Die Begründung der
Jury:<BR>Der Stummfilm Metropolis von Fritz Lang nach dem Roman von Thea
von Harbou stand mit seiner Idee einer Versöhnung von Kapital und Arbeit
der Nazi-Ideologie gefährlich nah. Es bedeutete deshalb kein geringes
Wagnis, den 1929 entstandenen Film als radiophone Retrospektive wieder zu
beleben. Michael Farin und Bernhard Jugel haben einerseits das Pathos der
Vorlage klar herausgestellt und zugleich den Versuch unternommen, für die
monströse Großstadtvision Fritz Langs ein zeitgenössisches akustisches
Pendant zu finden. Trotz deutlicher Überzeichnung wirkt die Emphase der
Schauspieler gelegentlich befremdlich. Die Erzählsequenzen und Dialoge des
Hörspiels gerieten durchaus melodramatisch, es gelang jedoch insgesamt,
Kitsch durch Strenge zu vermeiden. Elegant haben Bearbeiter und Regisseur
mit audiophonen Mitteln Räume charakterisiert und Handlungsabläufe durch
Auszüge aus dem Roman nachskizziert. An kollektiv erinnerten Bildern
entlang (Metropolis wurde jüngst auch im Fernsehen gezeigt) entfaltet das
Hörspiel eine eigene Version der für die Ästhetik des Kinos so
einflussreichen Darstellung der Zukunftsstadt: die extreme Kälte eines
Lebens in den Gebäude-Waben von Metropolis und in detailliert diktierten
Abläufen wird fast körperlich spürbar. Die Geräusch-Musik von Kalle Laar
und Georg Zeitblom ist hierfür ein weiterer Schlüssel. Wie unentwegte
elektrische Entlandungen äußert sich ein ostinates Knistern, hinzu treten
abstrakte Maschinengeräusche und ein verfremdetes Glockenläuten. Das
Markante dieser Produktion liegt in ihrem Kunstgriff, gezielt die
Erinnerung an Kinobilder für sich zu nutzen. Die Jury begrüßt, dass das
Stück sich, entgegen dem anhaltenden Trend der Literaturbearbeitungen im
Hörspiel, dem Medium Film geöffnet hat. Nicht um ihm nachzueifern, sondern
um sich mit einem einflussreichen Bildmedium des 20. Jahrhunderts
auseinander zu setzen. Radio bezieht sich hier nicht lediglich auf Kino,
sondern macht es sich dienstbar, indem es sich dessen Bilder (und Texte)
aneignet und ihnen einen selbständigen Ton abgewinnt.<BR>Zugleich berührt
Metropolis auch ein heute weiter aktuelles Thema: Die Konfrontation des
Einzelnen mit der Moderne (die für uns Heutige längst eine
Nach-Post-Moderne geworden ist), und mit deren Hervorbringungen - der
Großstadt mit ihrem sozialen Gefüge, der Menschenmasse. Farin beleuchtet
diese Situation im Moment ihrer größten Krise, nämlich den zwanziger
Jahren des vergangenen Jahrhunderts, ohne sie zu historisieren. Geschichte
und Aktualität gehen in diesem Hörspiel eine Symbiose ein - dass das Stück
darüber hinaus ausgerechnet mit der Ästhetik eines Stummfilms spielt,
wirkt überaus ironisch.<BR>Mitglieder der Jury: Frank Kaspar, Frank
Olbert, Waldemar Schmid
<HR>
</TD></TR>
<TR>
<TD> </TD>
<TD vAlign=top><I>Sendetermine: </I></TD>
<TD>
<TABLE cellSpacing=0 cellPadding=5 border=0>
<TBODY>
<TR>
<TD align=left colSpan=3>HR 2 - MI, 8. Mai 2002, 20:30 Uhr
</TD></TR></TBODY></TABLE></TD></TR></TBODY></TABLE></FONT></DIV></BODY></HTML>