[van-dusen-liste] Hallo!

Marcel Bischoff marcel at irulan.net
Do Feb 27 00:21:04 CET 2020


Wie Andreas richtig vermutet, hat es sehr wenig mit den ursprünglichen Sprachaufnahmen zu tun und sehr viel mit der verwendeten Musik und dadurch mit Urheber-, Aufführungs- und Verwertungsrechten.

Mit diesen Inhabern der Verwertungsrechte (z.B. einem Künstler oder Verlag) wurden seinerzeit Verträge abgeschlossen, die eine bestimmte Nutzung in einem bestimmten Kontext (Hörspielproduktion) für eine bestimmte Dauer (alles von einer Aufführung bis unbegrenzt denkbar) in einem bestimmten Medium (Rundfunk) beinhaltet. Das ist bis heute übliche Praxis. So können beispielsweise manche Hörspiele unbegrenzt häufig wiederholt werden und manche nicht mehr oder nur selten, sind online verfügbar oder nicht oder nur für eine Woche. Soll jetzt dieses Produkt (Hörspielfolge) sogar einer anderen als der ursprünglich vereinbarten Verwertung zugeführt werden (wie etwa einer kommerziellen CD-Produktion), muss mit allen betroffenen Rechteinhabern nachverhandelt werden. Im Fall der Van Dusen Produktionen führt die besondere Auswahl sehr ungewöhnlicher Musikeinspielungen sowohl zu einem besonderen Hörerlebnis als auch zu erschöpfend kleinteiliger Recherchearbeit. Denn für jeden Musikschnipsel ist der korrekten Rechteinhaber ausfindig zu machen.

Oft ist bei solchen Projekten nicht das Problem, eine entsprechende Vereinbarung zu treffen (obwohl das natürlich auch vorkommt), sondern überhaupt die passende Person oder Firma zu finden, mit der eben diese Vereinbarung zu treffen wäre. Dies ist teilweise sogar praktisch unmöglich. Lückenhafte oder fehlende Dokumentation in Jahrzehnte alten Aufzeichnungen oder mittlerweile verstorbene Rechteinhaber und komplexe, scheinbar ins Leere laufende oder strittige Erbfolgen. Die Möglichkeiten hier sind so vielfältig wie es Menschen gibt, potenziert mit sich selbst. Andreas' Schulfreundin wird davon ein Lied singen können.

Das alles kostet Zeit (Geld). Dazu kommt, dass unklare oder ungeklärte Rechte für einen Verlag immer ein unkalkulierbares Rechtsrisiko darstellen und daher vermieden werden. Zusätzlich kann die Musik aus solchen Hörspielen nicht ohne weiteres nachträglich entfernt oder ausgetauscht werden, weil sowohl die Verfügbarkeit der originalen, analogen Mehrspurbänder vermutlich nicht mehr gegeben ist. Selbst wenn, müsste komplett neu abgemischt werden (kostet noch mehr Geld), für ein Produkt, das sich vom Original in wesentlicher Weise unterscheidet (Nachteil) und Fans nicht vollständig zufriedenstellen würde (Risiko).

Selbst wenn RIAS und Co. Willens sind, sind sie eben nicht alleinige Rechteinhaber. Aufgrund dieser Gegebenheiten ist es schon beachtlich, überhaupt einige der originalen Van Dusen Hörspiele im Handel und auf Streaming-Diensten finden zu können. Wenn ich mich richtig erinnere, meine ich irgendwann irgendwo gelesen zu haben, dass diese stellenweise leicht bearbeitet sind, um die genannten Urheberrechtsminen zu umschiffen. Ich kann mich jedoch genau so gut irren.

Das nervt natürlich grandios, keine Frage, ist jedoch unvermeidbare Begleiterscheinung des gegenwärtig gültigen Urheberrechts.

Grüße,
Marcel

On 20/02/26, Andreas Weiss wrote:
>ich bin da kein Experte, aber ich vermute, dass gerade die herausragenden musikalischen Zitate in den Original-Hörspielen ein Alptraum für einen Verlag sind. Pro Hörspiel müssen da eine ganze Reihe von Einspielungen rechtlich geklärt werden (eine Schulfreundin von mir macht das für den Hörverlag in München). Das hat dann mit den RIAS Produzenten und Co bzw. "Arsch in der Hose" recht wenig zu tun. Bei der Neuauflage der Dusen-Serie finde ich insbesondere die Musik nicht mehr so einzigartig und der Charme leidet.
>
>Gruss andi
>(übrigens auch 'astro' passend zur Liste)
>
>Am Mittwoch, 26. Februar 2020, 22:21:52 MEZ hat Carsten Schaudel <carsten at schaudel.de> Folgendes geschrieben:
>
>Hallo zusammen!
>Ich bin jetzt vieleicht nicht ein Fan "erster" Stunde - dafür bin ich mit Baujahr 72 zu jung, aber vieleicht "zweiter Stunde" .
>
>Ich fände es auch vorallem mal sehr wünschenswert das die Rechteinhaber der Originalproduktionen endlich mal den Arsch in der Hose haben die Hörspiele frei zu geben, denn immmerhin wurden sie ja sicherlich mit Rundfunkgebühren produziert.
>Das würde uns Fans die Möglichkeit geben mal die Aufnahmen in der jeweils besten Qualität zusammen zu tragen und offiziell zu teilen.
>Ich wäre der Erste der dabei wäre die entsprechende Platform zu schaffen und zu finanzieren - nicht aus Profitstreben, sondern schlicht weil ich die Hörspiele (wie übrigens auch den Letzen Detektiv) genial finde.
>
>Ist Koser wirklich in Leipzig? Dann wäre es ja schon wert alleine wegen ihm da hin zu fahren ...



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